Stanisław Ignacy Witkiewicz (1885 Warschau - 1939 Jeziory in Polesien), Porträt einer Frau, 1938.

Pastell, hellbrauner Karton, 67 × 46 cm (leichtes Passepartout)
signiert, datiert und bezeichnet l. d.: "Ign. Witkiewicz/ 1938 IV (T.B.) ", rechts unten "NPP"

Witkacy malte das Bild eines geheimnisvollen, schönen Modells mit durchdringendem Blick nach den Regeln, die von Witkacys Ein-Mann-Porträtfirma für Porträts vom Typ "B" aufgestellt wurden. "Zu den am häufigsten gewählten Porträttypen gehörten diejenigen, die mit dem Buchstaben B gekennzeichnet waren - vom Künstler definiert als 'ein charakteristischer Typus, ohne den Schatten der Karikatur[m] mit einer gewissen Unterschneidung der charakteristischen Züge, was die Schönheit nicht ausschließt' bei weiblichen Porträts. Beziehung zum Modell objektiv". Es handelte sich also um ein realistisches Bild, das nicht nur dem Aussehen der porträtierten Person entsprach, sondern auch den Erwartungen und dem Geschmack der damaligen Auftraggeber, die meist aus dem wohlhabenden Bürgertum stammten. Manchmal änderte Witkacy während einer Porträtsitzung seine Meinung über die Konvention des Porträts und fertigte "Mischungen" von Typen an; zu dem ursprünglich vereinbarten Typus fügte er einen anderen Typus hinzu, z. B. "A" - den "relativ am meisten geleckten" Typus. Nach der Preisliste des Unternehmens waren Porträts vom Typ A um 100 Zloty teurer als Porträts vom Typ B, die auch ziemlich viel kosteten - 250 Zloty, was damals einem anständigen Monatsgehalt entsprach". (B. Zgodzińska-Wojciechowska, A. Żakiewicz, "Witkacy. Die Sammlung der Werke von Stanisław Ignacy Witkiewicz im Museum von Mittelpommern in Słupsk",
Warschau 1996, S.33).