Mutter mit Kind
Rom
3./4. Jahrhundert
Marmor
Höhe 62 cm, Breite 43 cm, Tiefe 20 cm
Es handelt sich um eine der frühesten Darstellungen einer Madonna aus dem späten Römischen Reich. Bereits in keltischen Porträts der Muttergottheit, einem Ausdruck der Fruchtbarkeit, aber auch in ägyptischen Darstellungen von Mutter und Kind, z. B. in Isis und Osiris, wird die Mutter sitzend dargestellt, mit ihrem Kind auf dem Schoß. Diese Merkmale finden sich auch in den Skulpturen der Kybele, einer besonders in Anatolien bekannten und verehrten Muttergottheit. Im 5. Jahrhundert v. Chr. gelangten solche Darstellungen auch nach Athen.
Später wurde Kybele als Gottheit in das Römische Reich aufgenommen und wurde als Magna Mater bekannt. Eine neue Form der kultischen Verehrung wurde durch das Orakel der Sibylle im Jahr 205 v. Chr. geschaffen, das die Anrufung der Magna Mater als wichtige Verbündete im zweiten Krieg Roms gegen Karthago empfahl. Als neu gezeugte trojanische Göttin wurde sie zur Urmutter des Römischen Reiches. Durch die römische Hegemonie verbreitete sich der Kult der Magna Mater im gesamten Römischen Reich. Eine Kybele-Statuette aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aus dem Los Angeles County Museum of Art (AC1992.152.37) kann als Vergleichsbeispiel für die Körperhaltung und die skulpturale Ausführung der Figur dienen. Die Trankopferschale und die Löwen wurden jedoch gegen christliche Attribute ausgetauscht.
Früheste christliche Darstellungen dieser Art, von Maria und dem Jesuskind, finden sich auf Sarkophagen ab dem 3. Dieses Beispiel ist bereits eine monumentale Skulptur. Die weibliche Figur ist sitzend dargestellt; sie trägt ein Gewand, das unter der Brust gegürtet ist, und einen Mantel, der um ihre Schultern geschlungen und über ihren Schoß drapiert ist. Der Mantel ist kaum ausgearbeitet, aber das Untergewand ist in geraden, teigigen, auffälligen Falten dargestellt. Es fällt in dicken Wülsten über die Schuhe der Figur. Mit der linken Hand hält die Frau ein auf dem Schoß liegendes, aufgeschlagenes Buch und lenkt so die Aufmerksamkeit des Betrachters auf dieses Attribut. Möglicherweise handelt es sich um die Heilige Schrift. Mit ihrer rechten Hand drückt sie das nackte Kind an sich, das auf ihrem rechten Knie balanciert und dem Betrachter frontal zugewandt ist. Die zärtliche Geste der Mutter unterstreicht die Intimität zwischen Mutter und Kind.