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Tadeusz Kantor, INFORMEL, 1960

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Schätzungen: 68 721 - 91 628 EUR
Zusätzliche Gebühren: +5% / 3% Droit de suite
80,0 x 100,0 cm - Öl, Collage, Leinwand signiert p.d.: Kantor

signiert rückseitig auf Leinwand p.g. in schwarzer Farbe: T. KANTOR | V 1960,

nochmals in oranger Farbe signiert: T. KANTOR | V 1960.



Die erste Begegnung von Tadeusz Kantor mit der tazistischen Malerei fand 1955 in Paris statt. Als der Künstler nach Polen zurückkehrte, wurde er ein begeisterter Anhänger dieser neuen Richtung und begann, seine ersten tazistischen Bilder zu malen. 1957 veröffentlichte die Zeitschrift Życie Literackie einen von Kantor verfassten Text mit dem Titel Abstraktion ist tot - es lebe die Abstraktion, in dem er von der Dämmerung der kalten, geometrischen Abstraktion und der Geburt des Tasismus und des Informel sprach, die eine heiße, hochemotionale und spontane Malerei hervorbrachten. Dies ging einher mit der Betonung der besonderen Bedeutung des Bildmaterials. Tadeusz Kantor schrieb über die Rolle der Materie in der neuen Malerei Folgendes: Die Materie - elementar und gewalttätig, kontinuierlich und unbegrenzt, dicht und langsam, flüssig und kapriziös, leicht und flüchtig. Die Materie flackert, explodiert, fluoresziert, wird vom Licht beschworen, ist tot und betäubt. Eine Geronnenheit, in der wir alle Spuren des Lebens entdecken. Ohne jegliche Konstruktion, nur Textur und Struktur. (...) In dieser Malerei ist das Problem (der Inhalt) die Materie, so wie es in der geometrischen Abstraktion die Geometrie und im Surrealismus die Welt der Traumvisionen ist. Kantor fasste die Errungenschaften des Taschismus mit der Feststellung zusammen, dass die Malerei zu einem Akt der unabhängigen menschlichen Schöpfung geworden ist. Es steht nicht der Natur gegenüber, als ihr mehr oder weniger sklavisches Spiegelbild, sondern neben ihr, oder vielmehr in ihr, und identifiziert sich mit dem Leben selbst, mit dem Menschen selbst. (Tadeusz Kantor, Die Abstraktion ist tot - es lebe die Abstraktion, "Życie Literackie" Nr. 50, 15. Dezember 1957, S. 6)

1959 erlangt Tadeusz Kantor mit seinen tasistischen Gemälden auf mehreren wichtigen Ausstellungen große Aufmerksamkeit: in der Galerie H. Legendre in Paris, in der Kunsthalle in Düsseldorf und auf der Documenta in Kassel, und die dort gezeigten Werke gelten als Höhepunkt dieser Schaffensphase des Künstlers. Um 1960 entwickelte sich der Taschismus in der westlichen Kunst zur strukturellen Abstraktion, in der die spontan geformte Materie des Taschismus zu stabileren, stagnierenden, weniger dynamischen Formen zu verdichten begann, die bereits als Materiemalerei bezeichnet wurden. Stücke von Lumpen, alten Blechen, Gips oder Teerpappe zum Beispiel wurden dann in die Materie der Malerei integriert. Als 1960 der erste AICA-Kongress in Polen stattfand, präsentierte Tadeusz Kantor in der Krakauer Krzysztofory-Galerie für ausländische Kunstkritiker improvisierte Gemälde, die die plastische Struktur des Materials sichtbar machten. Wie Lech Stangret schrieb, begann Kantors Informel mit der Zeit von den tascistischen Regeln abzuweichen. Die Bildmaterie wurde dichter und nahm die Form von dicken Reliefs an. Der Künstler behält stellenweise die Tropftechnik bei, kombiniert sie aber mit dem malerischen Gestus von Spachtel und Pinsel. Ab den späten 1950er Jahren verwendet er Stücke von morschem Holz, Wurzeln, die er mit schwarzem Lack oder Polyvinylchlorid überzieht, um das Relief der härtenden Masse zu verstärken. Es gab auch Bilder mit Epoxidharz, Säcken und Lappen, die in Tischlerleim getränkt waren. (Lech Stangret, Tadeusz Kantor. Malarski ambalaż całkowitnego dzieło, Krakau 2006, S. 33)

Das vorliegende Gemälde trägt bereits die Spuren dieser Tendenzen und der daraus resultierenden Transformationen der malerischen Form.

Auf den Auktionspreis wird neben anderen Kosten eine Gebühr erhoben, die sich aus dem Recht des Künstlers und seiner Erben auf Vergütung gemäß dem Gesetz vom 4. Februar 1994 über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (droit de suite) ergibt.



Tadeusz Kantor (Wielopole Skrzyńskie 1915 - Krakau 1990) studierte zwischen 1934 und 1939 Bühnenbild an der Akademie der Schönen Künste in Krakau. 1942 gründete er das Untergrundtheater, das bis 1944 tätig war und zwei Vorstellungen gab: "Balladyna" und "Die Rückkehr des Odysseus". Während der Arbeit an den Aufführungen bildete sich eine Gruppe von Künstlern, die 1945 unter der Leitung von Kantor die "Gruppe junger bildender Künstler" gründete. Diese wiederum wurde zur Keimzelle sowohl des experimentellen Theaters Cricot 2 (gegründet 1955) als auch der zweiten "Krakauer Gruppe" (gegründet 1957). 1947 war Kantor für ein Jahr als Stipendiat in Paris; nach seiner Rückkehr gehörte er zu den Organisatoren der Ersten Ausstellung für moderne Kunst in Krakau 1948/49. 1950 bis 1954 nahm er nicht an Ausstellungen teil. Ab 1955 entwickelte sich sein Schaffen in zwei Richtungen. Einerseits ist er als Maler, Schöpfer von "Ambalagen" und ab 1965 von Happenings tätig, andererseits widmet er sich der Arbeit an den aufeinanderfolgenden Cricot 2-Performances, die vor allem ab den 1970er Jahren jeweils ein künstlerisches Ereignis darstellen: "The Dead Class" (Premiere 1975), "Wielopole, Wielopole" (1980), "Let the Artists Die" (1985), "I Shall Never Return" (1988); er starb nach der letzten Probe der Performance "Today Is My Birthday" (Premiere 1991). Er arbeitete kontinuierlich mit Galerien zusammen: Krzysztofory in Krakau (wo auch das Theater Cricot 2 ansässig war) und Foksal in Warschau. Ab 1979 hielt er sich zusammen mit dem Theater Cricot 2 hauptsächlich in Florenz auf. Er war Kunst- und Theatertheoretiker und Autor zahlreicher Manifeste. Er nahm an internationalen Ausstellungen von höchstem Rang teil, wie der Documenta in Kassel (1959, 1965), der Biennale in Venedig (1960), der Biennale in Sao Paulo (1967). Er erhielt u.a. den Prix Rembrandt der Goethe-Stiftung, Basel 1978, die Medaille "Arts et Lettres" des französischen Kulturministers 1982, den Alfred Jurzykowski Foundation Prize, New York 1982 und zahlreiche Theaterpreise.
Auktion
Auktion für zeitgenössische Kunst
gavel
Date
10 Dezember 2023 CET/Warsaw
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Ausrufungspreis
50 395 EUR
Schätzungen
68 721 - 91 628 EUR
Endpreis
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Auktion

Agra-Art

Auktion für zeitgenössische Kunst
Date
10 Dezember 2023 CET/Warsaw
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